Hof

Blog der Hofkirche

Auferstehungsmacht!
Echt jetzt?

»Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.«, so schreibt Paulus im 2. Korinther-Brief 5,17. – Der Autor macht sich in seinem Artikel Gedanken, was dieses neue Leben für ihn als Christ tatsächlich bedeutet und versucht, Worte dafür zu finden.
Das Foto zeigt frisches Rotbuchenblattwerk in der Abendsonne. Aufgenommen habe ich das auf einem meiner Fotospaziergänge in den letzten Wochen. Dabei habe ich einiges über die Unterschiede von Hain- und Rotbuchen gelernt und beobachten können. ThM

Artikel als Podcast:

Hinweis: Der Abschnitt im 2. Korinther-Brief, aus dem dieser Vers stammt, hat mich schon von Karfreitag bis Ostern in diesem Jahr beschäftigt. Wer mag, kann sich meine Übersetzung dieses Textes als Podcast unter diesem Link anhören oder sie nachlesen: Die Weite der Liebe Christi

»Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.«

Der Vers eignet sich hervorragend als Bibelspruch für die Taufe. Aber auch am Grab lese ich ihn bei jeder Beerdigung.

Doch was kann ich als lebendige Erfahrung dazu berichten? Wie bin ich, sagen wir mal, seit meiner Taufe eine neue Schöpfung in einem Sinn geworden, den man nachvollziehbar machen kann? Auch wenn man nicht alles von dem Abschnitt in 2. Korinther 5 sofort versteht, aus dem der Vers stammt, spürt man doch, dass Paulus hier von einer Wirklichkeit spricht, die ihm selbst jede Sekunde spürbar war und die Kraft hatte, durch Verfolgung, Krankheit und anderen Unbill hindurch zu tragen.

Was hat es mit dieser erlebten Wirklichkeit auf sich, die Paulus als ein Sein in Christus bezeichnet? Stellt man die Frage so, ist es gut, sich einige Stellen im Neuen Testament anzuschauen, die von Auferstehungsmacht handeln, denn das gibt gute Anregungen, in welche Richtung Antworten liegen könnten.

Stichwort Wiedergeburt: »... der uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi...«, heißt es in 1. Petrus 1,3, dem Wochenspruch vom vorletzten Sonntag. Auch das ist eine neutestamentliche Formulierung, die zum Ausdruck bringen möchte, wie Auferstehungsmacht im Leben von Menschen konkret Wirklichkeit wird.

Wie kommen etwas Alltägliches wie Einkaufen bei Aldi & Co und Sein-in-Christus zusammen? Was hoffe ich, was glaube ich, wenn ich meinen Einkaufswagen zwischen den Regalen durch die Gänge schiebe? »Ich bin bei euch an jedem Tag – bis zum Ende«, sagt der auferstandene Christus am Ende des Matthäus-Evangeliums. Und unmittelbar davor: »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden!«

Ja, ich befinde mich spürbar in Christusgegenwart und in Christusbeziehung, wenn ich durch den Supermarkt streife. Diese Beziehung zu Jesus ist Teil meiner Person, meiner Identität geworden und somit auch alle Hoffnung, die damit verbunden ist. Deshalb begleitet sie mich überall hin. Diese Hoffnung gibt mir das Vertrauen und die Überzeugung, dass Jesus tatsächlich alle Macht gegeben ist und dass ich im Raum seiner Herrschaft schon jetzt lebe. Dort wohne ich sicher und gut und fühle mich in ihm geborgen. Ich glaube, dass das Neugeschaffen- bzw. Wiedergeboren-Sein für mich darin besteht, dass meine Sicht auf die Welt die Perspektive einnimmt, dass Jesus ihr wirklicher König ist und er mir in seinem Königreich einen Ort zum Leben gibt. Dieses Königreich ist bereits jetzt wirklich und wird in der kommenden Welt seine Fortsetzung finden.

Klar habe ich Sorgen und Ängste, fühle mich manchmal sehr heraus- oder sogar überfordert, aber ich habe das tiefe Gefühl, nicht ins Bodenlose fallen zu können, weil Jesus ja die Macht hat und mir das Versprechen gab, mich letztlich aufzufangen.

Obwohl ich geschichtlich in einer ganz anderen Zeit lebe, als die Truppe übriggebliebener Jünger, an die Jesus am Ende des Mattheus-Evangeliums das Wort richtet, empfinde ich doch eine augenfällige Gemeinsamkeit: Sie befanden sich in einer total ohnmächtigen Situation, die sich vollkommen gegensätzlich zu der Ansage Jesu angefüllt haben musste. Aber ihnen blieb und mir heute bleibt nichts anderes übrig, als dem Versprechen Jesu Vertrauen zu schenken. Dass ihnen das damals gelang und auch mir heute noch tiefes Vertrauen ermöglicht, kann man mit Fug und Recht Wiedergeburt oder Neuschöpfung nennen und es fühlt sich für mich wirklich wie ein Sein in Christus an – im Sinne von umfassender Existenz: In ihm leben, weben und sind wir (Apostelgeschichte 17,28 – aus der Epistellesung für diesen Sonntag).

Die Verbundenheit mit Jesus und die Beziehung zu ihm empfinde ich als ein sehr großes Geschenk, ohne das ich mir mein Leben nicht vorstellen könnte.

Christsein ist nicht unbedingt einfach, weil es nicht ohne Erschütterungen abgeht; es ist auch nicht schmerzfrei und auch nicht automatisch ein erfolgreiches Leben; schon gar nicht ist es frei von Höhen und Tiefen; aber Christsein ist nie beziehungslos; und das hat sich für mich als sehr heilsam erwiesen. Pastor Thilo Maußer