Hof

Blog der Hofkirche

Mein Osterspaziergang 2020

Oder: Warum ich mir »den Himmel« mit Bergwandern, sommerlichen Schwimmausflügen ans Meer und Skilaufen vorstelle – Gedanken, die mir gestern bei einem Osterspaziergang durch den Kopf gegangen sind und mit Ostern selbst, Auferstehungshoffnung und C.S. Lewis zu tun haben
Das frische Grün dieser Hainbuchen hat mich erfreut. Das war auf der Ostseite des Bohnenländersees.

Artikel als Podcast:

Es kommt vor, dass jemand zu mir sagt: »Du musst mal darüber predigen, wie das später im Himmel sein wird!« Ich habe dann oft das Gefühl, dass mit dieser Frage die Erwartung verbunden ist, dass ich als Pastor ein geheimes Wissen haben könnte, was vor normalen Menschen verborgen ist. Aber das habe ich natürlich nicht. Dennoch habe ich eine Vorstellung von dem »Leben nach dem Tod«, dem »neuen Leben« oder meinetwegen auch einfach »dem Himmel«. Was die Begriffe angeht, bin ich nicht kleinlich.

Ich selbst glaube, dass wir weitergehen in eine für uns neue Welt, wenn wir sterben. Im Neuen Testament gibt es leider keinen Text, der so richtig entfaltet, wie es sein wird. Deswegen war ich auch immer etwas zurückhaltend, darüber zu predigen.

Hier möchte ich mir jetzt die Freiheit nehmen, einfach zu erzählen, was ich selber denke und anderen auf diesem Wege Anteil daran geben. Ich biete meine Sicht der Dinge als eine Möglichkeit an und nichts weiter.

Dazu gab es aber einen Anstoß: In den letzten Wochen ist mir mehrfach ein Ostergedanke von Paulus nahegekommen. Dabei geht es um ein sehr bekanntes Stück der klassischen Begräbnis Liturgie: »Gesät wird ein natürlicher Körper, auferweckt wird ein geistlicher Körper. Wenn es einen natürlichen Körper gibt, dann gibt es auch einen geistlichen.« Das steht im ersten Korinther Brief im 15. Kapitel, Vers 44.

Diesen Vers kann man wie Kimme und Korn benutzen, um den Himmel anzuvisieren. Wenn man diesen Vers in kluger Weise »anlegt« und seiner Richtung folgt, kann man vielleicht etwas vom Himmel entdecken und wie es da sein könnte. Ich glaube, dass C.S. Lewis genau das getan hat, als er seine Narnia-Geschichten geschrieben hat. Und deshalb nehme ich sie selbst sehr ernst und sie haben zu meiner Vorstellung von Leben und Tod erheblich beigetragen.

Wenn man die Formulierung »geistlicher Körper« auf Deutsch so hört, könnte man auf die Idee kommen, dass geistlich das eigentlich Wichtige ist, während Körper nicht wörtlich gemeint sein kann. Aber im biblischen Zusammenhang ist die Sache mit dem Körper 100-prozentig ernst gemeint. Im Hintergrund steht die Vorstellung, dass, als Gott den Menschen geschaffen hat, er ihm Lebensatem eingeraucht hat. Und das, was vergeht, wenn wir sterben, ist dieser natürliche Körper mit diesem ersten Lebensatem. Aber dann wird Gott uns neu schaffen mit einem neuen Körper und uns diesmal einen anderen, neuen Lebensatem einhauchen. Und genau das ist mit dem Wort gemeint, dass im Deutschen hier mit »geistlich« wiedergegeben wurde. Im Neuen Testament ist also nicht davon die Rede, dass wir als körperlose Seelen durch die Gegend schwirren, sondern dass wir neu mit einem Körper geschaffen werden. Wenn das so ist, muss Körperlichkeit auch im Himmel eine Rolle spielen und damit auch die Freude an der Bewegung – wie zum Beispiel im Sommer schwimmen zu gehen, um nach dem Baden die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren; oder in den Bergen zu wandern, um die Natur und damit die Welt selbst und mich in ihr zu genießen; oder dynamisch im Winter auf Skiern einem Berghang hinabzusausen, was irre viel Spaß macht.

Es ist meine professionelle philosophische Meinung, dass wir uns als Menschen ein körperloses Dasein nicht vorstellen können und es für uns deshalb bedeutungslos wäre. In unserem gesamten Selbstgefühl sind wir auf unseren Körper bezogen, trotz all der abstrakten Dinge die wir mit unserem Geist tun können (zum Beispiel über nichteuklidische Geometrie nachzudenken). In diesem Sinne finde ich die Vorstellung von einer körperlichen Auferstehung im Neuen Testament sehr modern und das gefällt mir.

Dabei teile ich aber auch die Auffassung und das Bekenntnis von Paulus, dass diese neue Welt dadurch ermöglicht wurde, dass Jesus gestorben und von Gott auferweckt wurde und dadurch der Tod – also das absolute Ende, die totale Schwärze oder Finsternis, das Nichts überhaupt – besiegt und überwunden worden ist. Diesen Sieg über den Tod und damit über die Angst vor dem Nichts feiere ich zu Ostern zusammen mit allen anderen Christen.

Und das ist mir alles in den Sinn gekommen, als ich bei meinem Osterspaziergang das frische Grün gesehen und entdeckt habe, wie die Strahlen der Abendsonne sich darin verfangen.